Neubau des Luzerner Theaters stösst bei Architekten auf Kritik

Siegerprojekt überzeugt nicht

hochparterre

Der Architekturwettbewerb für den Neubau des Luzerner Theaters ist entschieden: Das Zürcher Büro Ilg Santer Architekten hat sich gegen 174 Konkurrenten durchgesetzt. Doch ihr Siegerprojekt erntet in der Fachwelt Kritik, wie das Architekturmagazin "Hochparterre" schreibt. Die Bedenken betreffen sowohl den Standort als auch die architektonische Qualität des geplanten Theaterneubaus.

Zwar hat die Projektierungsgesellschaft das «zu grosse Raumprogramm» um zehn Prozent verkleinert. Dennoch bleibe fraglich, ob ein Mehrspartenhaus inklusive Musiktheater mit drei Sälen am prominenten Ort an der Reuss Sinn mache, heisst es im Artikel. «Ohne in den bürgerlichen Kultur-Spar-Kanon einstimmen zu wollen, wäre ein Ausweg, das Raumprogramm nochmals radikal zu hinterfragen», schreibt „Hochparterre“. Braucht es drei Säle? Muss das Theater ein Vielfaches des heutigen Publikums aufnehmen können? Ein kleineres Volumen täte auch dem Siegerprojekt gut.

Dieses überzeugt laut „Hochparterre“ städtebaulich nicht. «Die neuen Volumen sind höher, das bestehende Theater mit der klassizistischen Fassade wird dadurch zum Statisten», kritisiert das Magazin. «Altbau und Erweiterung bilden keine Einheit.» Ilg Santer stapeln die drei Säle übereinander: zuoberst auf einer Dachterrasse, in der Mitte als multifunktionalen Saal, zuunterst den grossen Saal mit Orchestergaben. «Bühnenturm und oberster Saal zeigen sich prominent an der Reuss.»

Der «grosse Wurf» sei den Architekten nicht gelungen. «Das Gebäude zerfällt, Altbau und Erweiterung bilden keine Einheit. Architektonische Euphorie will nicht aufkommen», resümiert „Hochparterre“. Ein stimmigeres Projekt hätte es durchaus gegeben, aber am Ende habe eben ein «ausgewogenes» Projekt gewonnen.

Das Fazit des Artikels: Ohne eine grundsätzliche Hinterfragung des Raumprogramms dürfte es schwierig werden, ein stimmiges, massstäbliches Theater für Luzern zu realisieren. Der Entwurf müsste konsequenter auf Bescheidenheit getrimmt werden. «Dann hätte Luzern das richtige Programm für eine in der Klimakrise dringende Strategie des Weiterbauens.»