Zur Abstimmung über ein neues Luzerner Theater in der Stadt Luzern am 9. Februar
Warum das neue Theater ablehnen?
Luzerner Zeitung / André Meyer
Zweifellos hat die Überarbeitung des Siegerprojekts Verbesserungen gebracht. Diese betreffen aber vor allem den Betrieb; für die Architektur und den Städtebau sind sie minimal.
Die Probleme bleiben hier die alten: Das Bauvorhaben ist für die kleine Parzelle zwischen Theater und Jesuitenkirche zu gross. Die Ansprüche des Theaters mit drei Sälen und hydraulisch senkbarem Zuschauerraum sind megaloman. Die Höhe des Projektes an diesem ist Ort falsch, das Bauvorhaben hat die Höhe des Dachfirstes der Jesuitenkirche. Ein Aussenraum und ein ebenerdiges Restaurant fehlen. Der letzte öffentlichen Freiraum an der Reuss für den Markt, die Fasnacht und andere Anlässe wird verbaut. Die Buobenmatt-Passage und damit die Verbindung zwischen Neu- und Altstadt wird mit einer über 20 Meter hohen Fassade unterbrochen. Der Umgang mit einem schutzwürdigen Baudenkmal ist höchst problematisch, da das Theater (eines der ältesten in der Schweiz) von drei Seiten eingenistet und vollständig ausgekernt wird. Luzern verpasst die Chance, mit einem öffentlichen Gebäude ausserhalb der Altstadt ein neues Zentrum zu bilden, die Stadt nachhaltig zu erweitern.
Während alle Theater im In- und Ausland schrumpfende Besucherzahlen aufweisen, baut Luzern ein Theater mit drei Sälen und überrissener Infrastruktur, bei einer Selbstfinanzierung von nur 15,7 Prozent. Das Lucerne Festival hat über 90 Prozent, das Verkehrshaus 84 Prozent). Um das Projekt tragfähig zu machen, müsste es die Besucherzahlen mehr als verdoppeln. Eine Illusion, weil mehr Beton nicht gleichbedeutend ist mit mehr Besuchern.
Wie kann man diese Fehlplanung verhindern? Nur wenn man den Theaterkredit nach dem Motto «lieber kein als ein schlechtes Projekt», ablehnt. Nur ein Nein ermöglicht, das Programm nochmals radikal zu hinterfragen.
André Meyer, Luzern, alt Denkmalpfleger des Kantons Luzern