Theaterprojekt Luzern – ein Blick in die Vergangenheit
Die Jesuitenkirche braucht Luft – nicht Beton
Remo Halter Casagrande
Der Luzerner Architekt Remo Halter Casagrande erinnert in einem Leserbrief in der Luzerner Zeitung an einen historischen Abriss, der gegen den Willen der Bevölkerung geschah. Nun droht erneut die Verbauung einer wertvollen Freifläche – nur ein Nein zum Projektierungskredit kann dies verhindern?
Der Standort des Luzerner Theaters hat eine bewegte Geschichte. Zwischen der Jesuitenkirche und dem Stadttheater lag vom Hochmittelalter bis im Jahr 1949 der gotische Gebäudekomplex des Freienhofs. Aus Sicht der Nachwelt ist nicht zu fassen, wie sich die Kantonsregierung und das Parlament über die Proteste von Historikern und Bevölkerung hinwegsetzten und das Baudenkmal zugunsten der neuen Zentralbibliothek (ZHB) abrissen.
Noch während der Aushubarbeiten für das neue Gebäude erhob sich eine Volksbewegung. 10’000 Luzerner unterschrieben eine Petition gegen die Verbauung der nun freistehenden Jesuitenkirche. Die ZHB konnte innerhalb kürzester Zeit an einem neuen Standort im Vögeligärtli 1951 eröffnet werden.
Nach ihrer Sanierung 2019 ist die Bibliothek zusammen mit dem Park wohl einer der urbansten Orte in der Stadt Luzern mit mehr als 1000 Besuchern pro Tag. Die Luzerner hatten Courage und Weitsicht bewiesen. Heute ist erneut die Überbauung dieser wertvollen Freifläche geplant. Ein Nein zum Projektierungskredit kann dies verhindern und bietet die Chance für eine Neuorientierung.
Remo Halter Casagrande, dipl. Architekt ETH/BSA, Luzern