Prestigeprojekt auf Kosten der Kleinkunst?
Grosses Theater, kleines Kleintheater
Quelle: Nein-Komitee/Luzerner Zeitung
Luzern plant ein neues Theater mit drei imposanten Sälen für 200 Millionen Franken. Doch die Zukunft des traditionsreichen Kleintheaters am Bundesplatz bleibt ungewiss. Zwei Standorte stehen zur Debatte, doch echte Unterstützung fehlt. Der Stadt droht ein kultureller Spagat – auf Kosten der Vielfalt.
Das geplante Grossprojekt eines neuen Luzerner Theaters sorgt für kontroverse Diskussionen. Mit einem Baukredit von bis zu 200 Millionen Franken will die Stadt einen architektonischen und kulturellen Leuchtturm schaffen. Der geplante Neubau umfasst drei Säle mit insgesamt 1000 Plätzen und soll am Reussufer in der Altstadt entstehen. Kritiker monieren jedoch, dass weder die geringe Auslastung noch die sinkenden Besucherzahlen des Luzerner Theaters ein solches Vorhaben rechtfertigen. Laut einem Flyer des Komitees «Theater-Neubau Nein» wird jede Eintrittskarte bereits heute mit rund 420 Franken subventioniert. Zusätzlich birgt der Neubau ein juristisches Risiko, da Teile des vorgesehenen Baugrunds in einer Nichtbauzone liegen.
Während für das Grossprojekt Millionen bereitstehen, bleibt die Zukunft des renommierten Kleintheaters Luzern vage. Seit 1967 ist diese Kleinkunstbühne ein wichtiger Teil der lokalen Kulturszene. Doch wegen eines geplanten Neubaus der Luzerner Pensionskasse (LUPK) am aktuellen Standort muss das Theater spätestens 2028 weichen. Zwei Alternativen stehen zur Diskussion: Entweder bleibt das Kleintheater am Bundesplatz, integriert in den Neubau, oder es zieht an die Himmelrichstrasse in ein Areal mit Wohnungen und Gewerberäumen. Beide Varianten werden derzeit geprüft. «Beide Standorte wären machbar», erklärte Peter Bucher, Co-Präsident des Stiftungsrats. Doch eine endgültige Entscheidung wird erst 2025 erwartet.
Die Suche nach einem geeigneten Standort zeigt jedoch, wie schwer es ist, eine Lösung für das Kleintheater zu finden. Ursprünglich wurden weitere Alternativen wie ein Standort am Kauffmannweg diskutiert, der jedoch aus Platzgründen verworfen wurde. Hinzu kommt, dass noch kein Ausweichstandort für die Bauzeit gefunden wurde. Die Finanzierung bleibt ein weiteres Problem. Laut Mitteilung des Stiftungsrats fehlen bisher klare Zusagen über Investitionskosten und langfristige Betriebssubventionen.
Ein Leserbrief in der Luzerner Zeitung schlägt vor, dass Stadt, Kanton und LUPK gemeinsam die Miete übernehmen sollten, um dem Kleintheater eine Zukunft am Bundesplatz zu sichern. Damit könnte der Charme des aktuellen Standorts mit seiner zentralen Lage und seiner Geschichte bewahrt werden. Doch die Vorschläge treffen auf wenig Resonanz. Die finanziellen Mittel und der politische Wille scheinen sich auf das Grossprojekt am Reussufer zu konzentrieren.
Das drohende Ungleichgewicht zwischen Gross- und Kleinkunst verdeutlicht die Prioritäten in der Luzerner Kulturpolitik. Während das neue Theater als Vorzeigeprojekt vorangetrieben wird, scheint das Kleintheater in der Planungsunsicherheit zu versinken. Der Verlust eines solch lebendigen und bürgernäheren Kulturangebots wäre ein herber Schlag für die Vielfalt in Luzern. Die Stadt steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Will sie Kultur für die Elite oder Kultur für alle?
Doch noch eine Zukunft?
Am 8. 1. 2025 war in der Luzerner Zeitung zu lesen: Das Luzerner Kleintheater muss seine Spielstätte am Bundesplatz erst im Sommer 2029 aufgeben – ein Jahr später als bisher kommuniziert. Die Luzerner Pensionskasse (LUPK) entspricht als Hauseigentümerin damit einem Wunsch des Kulturbetriebs.
Eine von der LUPK unter Einbezug des Kleintheaters in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zeigt zudem auf, dass im geplanten Ersatzneubau ein Theaterbetrieb Platz hätte. Die LUPK wird dem Kleintheater beim Mietzins aber nicht entgegenkommen. «Wir sind aus vorsorgerechtlichen Gründen dazu angehalten, eine marktübliche Miete zu verlangen, ähnlich wie sie auch ein Gewerbetreibender bezahlen müsste», sagt LUPK-Präsident Urban Sager. Damit wird die Finanzierung für das Kleintheater anspruchsvoll. Es hat ein Jahr Zeit, diese aufzugleisen und der LUPK den Standortentscheid mitzuteilen.