Ein Beispiel für die seltsame Kulturpolitik der Stadt Luzern
Kein Geld für Kultur – wenn sie Erfolg hat…
von Komitee
Das Luzerner Blue Balls Festival scheiterte an der fehlenden finanziellen Unterstützung durch die Stadt Luzern. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie die Stadt einerseits bei erfolgreicher, publikumswirksamer Kultur spart und andererseits grosszügig Geld für ein schlecht geplantes neues Theater ausgibt.
Es war ein Schock für die Luzerner Bluesszene, als der Stadtrat das Ende des Blue Ball Festivals auf September 2022 ankündigte. «Trotz diverser Gespräche mit dem Verein Luzerner Blues Session konnte keine zukunftsfähige Lösung für das Festival gefunden werden», hiess es in der offiziellen Mitteilung. Es habe zahlreiche Sitzungen zwischen dem Festivalverein und der Stadt gegeben, um eine sogenannt nachhaltige Lösung zu finden, nachdem der Anlass wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre lang nicht hatte stattfinden können.
Fast 30 Jahre lang hatte Blue Balls den Sommer in der Stadt Luzern geprägt. Es war der grosse Publikumsmagnet und lockte jeweils rund 100’000 Besucherinnen und Besucher ans Seebecken. Das Festival holte die ganz grossen Musikstars auf die Bühne des KKL: Iggy Pop, Patti Smith, John Legend, Katie Melua, Charlotte Gainsbourg und viele mehr begeisterten während Jahrzehnten unzählige Musikfans. Nun ist endgültig Schluss.
Neben den Konzerten umfasste das Festival auch Veranstaltungen in den Bereichen Fotografie, Kunst, Video, Film und Talk. Gründer des Festivals waren Urs Leierer, Richard Köchli und Martin Vokinger. Es startete 1992 als einmalig geplante Luzerner Seenachts Session auf dem Dampfschiff «Stadt Luzern» mit einer Fahrt von Luzern nach Flüelen und zurück. Auf dem Schiff fand eine sechsstündige Jamsession mit 40 Schweizer Musikern statt. Da der Anlass ein voller Erfolg war, wurde der Anlass als Festival weitergeführt.
Doch nur rund ein Drittel der Kosten konnte jeweils durch den Ticketverkauf gedeckt werden, ein weiteres Drittel kam durch die Gastronomie und die Festivalpins herein. Nur dank grosszügiger Spenden konnte jeweils ein Defizit vermieden werden; in den Jahren 2016 bis 2019 waren dies rund 400’000 Franken.
Als Lösungsvorschlag für eine finanzielle Absicherung schlug Festivaldirektor Urs Leierer die Gründung einer Stiftung vor. Nur wenn dies gelinge, könne das Festival auch in Zukunft «in dieser Grösse stattfinden». Im September 2019 hatte die Stadt Luzern dem Verein Luzerner Blues Session zwar ein neues Organisationsangebot unterbreitet, aber das kam nicht zustande.
Stattdessen kündigte die Stadt Luzern «mit grossem Bedauern» die langjährige Zusammenarbeit mit dem Verein auf. Was sie in ihrer Medienmitteilung damals verschwieg: Es waren vor allem finanzielle Aspekte, die eine Rolle spielten: 2020 hatte der Stadtrat eine weitergehende finanzielle Beteiligung abgelehnt und beschlossen, die bisherige Unterstützung in Form eines jährlichen Beitrags von 130’000 Franken zu deckeln – was angesichts des stetig wachsenden Erfolgs eindeutig zu wenig war. Dieser Entscheid stiess bei Festivaldirektor Urs Leierer auf Unverständnis, der angesichts der Bedeutung des Festivals und der steigenden Kosten eine breitere finanzielle Abstützung des Festivals angestrebt hatte.