Ist das Stadttheater wirklich baufällig?
Teure Stühle für ein leeres Haus
Urs Thaler
Der geplante Theater-Neubau in Luzern ist ein Luxusprojekt auf Kosten der Steuerzahler. Denn trotz Millionensubventionen bleiben heute viele Plätze leer. Mit der Erweiterung dürften die Zuschüsse massiv steigen, während die Auslastung weiter sinkt, meint Urs Thaler.
Ist das nicht seltsam? Da behaupten jetzt ständig Leute, die für den Luzerner Theater-Neubau weibeln, das bestehende Theater von 1839 sei baufällig, könne demnächst nicht mehr bespielt werden, ja, es könne gar auseinanderfallen. Wenn ich aber am Theater vorbeilaufe, sehe ich dort keine Abschrankungen, welche die Fussgänger vor den drohenden Kalamitäten schützen. Auch bei der Jesuitenkirche und dem Regierungsgebäude keine Abschrankungen, obwohl diese beiden Bauten noch viel älter sind als das Stadttheater. 150 bis 230 Jahre älter. Und doch kann man im Ritterschen Palast auch künftig regieren und in der Jesuitenkirche beten und Gottesdienste feiern. Nur im jüngsten der drei Gebäude, dem Stadttheater, soll das Spielen unzumutbar sein?
Gewiss, die Stühle dort sind hart und eng. Das hat seinen Sinn, auch wenn der Grund den wenigsten Besuchern bewusst ist. Denn die harten Stühle sind redlich verdient. Sie sollten die Besucher daran erinnern, dass sie sich ihr Vergnügen fast zur Gänze von jenen Steuerzahlern berappen lassen, die nicht im Theatersaal sitzen (und in zunehmender Zahl auch nie dort sitzen werden). Für ein Opernticket im Parkett zahlt der Besucher heute 105 Franken – und die unsichtbare Hand der Steuerzahler legt weitere 595 Franken hinzu. Und für jeden unbesetzten Stuhl 700 Franken. Beim kostengünstigeren Schauspielticket von 40 Franken schieben die Steuerzahler 226 Franken für jeden besetzten Platz hinterher und 266 Franken für jeden leeren Stuhl.
Mit dem Neubau dürften sich diese enormen Zuschussbeträge verdoppeln oder verdreifachen, weil das Platzangebot massiv ausgeweitet wird, obwohl keine Nachfrage erkennbar ist. Von den heute verfügbaren 354 Plätzen verkauft das Luzerner Theater im Schnitt 266 Plätze, 88 Stühle bleiben leer. So die offiziellen Zahlen. Im Einzelfall sieht es oft desaströser aus: Für die Oper «Der Doppelgänger» sind anderthalb Tage vor der Aufführung vom 23. Januar 2025 erst 194 Tickets verkauft, 160 Plätze sind noch zu haben.
Fazit: Das Neubauprojekt ist nichts anderes als eine teure Anleitung zum Unglücklichsein. Deshalb Nein zum Projektierungskredit.